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Beruf Astronom/Astronomin
Oft schon während der Masterarbeit, spätestens aber mit der Promotionszeit, ist das Berufsbild eines Astronomen/einer Astronomin von Forschungstätigkeit geprägt, zuweilen noch ergänzt durch das Abhalten von oder die Teilnahme an Lehrveranstaltungen.
Die Forschungsarbeit findet dabei in gewöhnlichen Büros am Computer statt. Dort werden beispielsweise Beobachtungen geplant und ausgewertet, Simulationen und Modelle programmiert oder theoretische Vorhersagen durch aufwändige Berechnungen überprüft. Inhaltlich geht es dabei beispielsweise um Fragestellungen wie
- der Beobachtung des kosmischen Mikrowellenhintergrunds,
- der Physik kompakter Objekte wie weißer Zwerge, Neutronensterne oder Schwarzer Löcher,
- die Erklärung der Beschleunigungsmechanismen von den Teilchen der kosmischen Strahlung,
- der Suche nach den ersten Sternen, die im Kosmos entstanden sind,
- die Beschreibung der Entstehung und Entwicklung von Galaxien,
- der chemischen Zusammensetzung von Sternen,
- des Mechanismus der Planetenentstehung,
- der Veränderlichkeit unserer Sonne,
- oder der Zusammensetzung der äußeren Sonnensystems.
Einige Astronomen arbeiten auch an der Entwicklung neuer Messinstrumente und bauen dazu mechanische, elektronische oder optische Komponenten gemeinsam mit Ingenieuren in den Werkstätten der Institute oder planen diese an CAD-Systemen.
Die tatsächliche Zeit, die Astronomen an Teleskopen verbringen, ist heute relativ kurz. Für relevante Forschungsergebnisse werden Beobachtungen an wenigen einzigartigen Standorten in der Welt oder mit Hilfe von Weltraumobservatorien vorgenommen. Der Zugang dazu erfolgt über aufwändige Antragsverfahren, in denen die Beobachtungszeit nach wissenschaftlicher Exzellenz verteilt wird. Mit einer Teleskopzeit von wenigen Nächten – bisweilen sogar nur wenigen Stunden – werden ausreichend Daten gewonnen, um einige Monate oder länger mit der Auswertung und Interpretation beschäftigt zu sein.
Dabei reisen nur wenige Astronomen tatsächlich zu den Beobachtungsstandorten in Chile, auf Hawaii oder in Südspanien. Gerade bei kurzen Beobachtungszeiten im Standard-Betrieb werden die Daten durch das erfahrene Personal der Großteleskope aufgenommen – oder sogar komplett automatisiert und überwacht durch Techniker vor Ort. Die Daten werden dann per Internet nach Deutschland übertragen, wo schließlich die Analyse vorgenommen wird.
Am Ende der Datenanalyse oder der theoretischen Arbeiten oder Simulationen steht die Publikation: die Veröffentlichung der Resultate. Das bedeutet, dass die Wissenschaftler ihre Ergebnisse in mehrseitigen Artikeln für Fachzeitschriften aufbereiten, Abbildungen erstellen und Verknüpfungen zu bisherigen Arbeiten in diesem Gebiet ziehen. Diese Publikationen werden immer in englischer Sprache erstellt. Sie richten sich oft an einen sehr kleinen Kreis von Fachleuten auf der ganzen Welt, die selbst auf diesem oder einem verwandten Gebiet arbeiten. Gleichzeitig dienen die Veröffentlichungen als langfristiger Speicher für die Ergebnisse. So werden auch heute noch Messungen, Modelle, Intepretationen und Theorien von vor hundert Jahren und länger für die aktuelle Forschung herangezogen.
Neben der Lehre in Vorlesungen, Übungen oder Seminaren ist auch Öffentlichkeitsarbeit ein Teil des Berufsbilds von Astronomen. Viele Einrichtungen bieten Vortragsveranstaltungen oder Führungen für die interessierte Öffentlichkeit. Auch Schüleruniversitäten oder andere Erklärformate werden gerade in der Astronomie von der Bevölkerung sehr gerne angenommen und können einige Prozent der Arbeitszeit ausmachen. Schließlich ist die Astronomie eine Kulturleistung, deren einziger Zweck darin besteht, das Weltbild der Menschheit zu erweitern – daher müssen die Ergebnisse auch der Bevölkerung nahe gebracht werden. Dabei darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass für die Astronomie zahlreiche Erfindungen gemacht wurden, die auch in den Alltag Eingang gefunden haben.
Zahlen und Chancen
In Deutschland gibt es zurzeit rund 600 in Vollzeit als Astronomen/Astronominnen bzw. Astrophysiker/Astrophysikerinnen tätige Menschen, die an einer Universität oder einer anderen Forschungseinrichtung arbeiten. Die meisten von Ihnen sind promovierte Physiker/Physikerinnen mit einem astronomischen Schwerpunkt ab der Master- oder Diplomarbeit.
Dazu kommen etwa 200 Promovierende, die während ihrer Doktorarbeit schon als Teilzeitkräfte an ihren Einrichtungen angestellt arbeiten.
Nach der Promotion folgt die sogenannte "Postdoc-Phase". Postdocs sind als Wissenschaftler mit Verträgen angestellt, die in der Regel auf drei Jahre befristet sind – das gilt für die Astrophysik wie für die meisten anderen Gebiete der Physik auch. Üblicherweise sind meist weitere solcher Postdoc-Anstellung notwendig, bevor man eine Festanstellung erhält oder die öffentlich geförderte Forschung verlässt.
Unbefristete Stellen innerhalb der Forschung sind rar. Neben den Professuren sind nur wenige Wissenschaftlerstellen auf Dauer ausgelegt. Die meisten Stellen werden aus Projektmitteln bezahlt, die nur für wenige Jahre zur Verfügung stehen.
Nicht verschwiegen werden darf also, dass in jedem Jahr weit mehr Astronomen ausgebildet werden, als Stellen an den Forschungsinstituten frei werden. Daher verlassen viele Astronomen (und auch hier gilt für andere Physik-Fachbereiche das Gleiche), den akademischen Karriereweg und suchen sich Anstellungen außerhalb ihrer eigentlichen Forschungsarbeit. Sie kommen beispielsweise in der Softwareentwicklung, als „Data Scientists“, in Versicherungen und Unternehmensberatungen oder im Management von Unternehmen oder Forschungseinrichtungen unter. Einige persönliche Beispiele gibt es auf den Seiten von Welt der Physik.
Trotz deutlich gestiegener Absolventenzahlen in den vergangenen Jahren sind auch heute die Beschäftigungsprognose sowie Verdienstmöglichkeiten in der freien Wirtschaft für Astronomen insgesamt sehr gut.